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Untersuchungen zur allgemeinen Immunabwehr - der Immunstatus

Der Organismus des Menschen muss sich ständig mit infektiöse Erregern bzw. Mikroorganismen aus der Umwelt wie Bakterien, Viren, Pilze, Parasiten und veränderten Zellen (Tumorzellen) auseinandersetzen. Verantwortlich dafür sind die Abwehrsysteme bzw. das Immunsystem, dass den Organismus schützen soll.
Dabei ist eine unspezifische - angeborene Immunität und eine spezifische - erworbene Immunität (Immunität im engeren Sinne) zu unterscheiden. Die Systeme sind eng miteinander verzahnt, und an beiden sind sowohl mobile Zellen als auch lösliche Partikel ( Antikörper) beteiligt. Die unspezifischen und spezifischen Mechanismen der Abwehr ergänzen sich zu einer wirkungsvollen Verteidigung gegen Eindringlinge (Antigene, Allergene) obwohl die Mikroorganismen es im Laufe der Evolution gelernt haben das Immunsystem immer wieder zu unterlaufen.
Durch das Zusammenspiel von "Zentralem Nervensystem" und Immunsystem kommt es ebenfalls regelmäßig zu einer ständig wechselnden Beeinflussung der Abwehrleistungen. Wir kennen die Zusammenhänge z. B. zwischen Stress oder depressiven Verstimmungen einerseits und immunologischen Reaktionen andererseits und wissen, dass es sich bei derartigen Wechselwirkungen zwischen zentralnervösen Prozessen und immuno-regulatorischen Vorgängen um bidirektionale Verbindungen handelt. Das neuroendokrine System erfüllt dabei eine wichtige Funktion als Bindeglied bei der Signalübertragung. Weiterhin ist es heute gesichertes Wissen, dass entartete Zellen in jedem Menschen zu jeder Zeit vorhanden sind und dass es eine ständige Auseinandersetzung zwischen dem Immunsystem und dem "Fremden" wie Tumorzellen kommt. Das bedeutet, dass die Entwicklung eines Tumors auch auf der Basis eines nicht optimal reagierenden Immunsystems auf die entarteten Zellen Tumorzellen entsteht.
Wie jedes System im Organismus, kann das Immunsystem auch erkranken und falsch reagieren. Es kann z.B. gegen eigenes Gewebe Antikörper bilden und es entstehen die Autoimmunerkrankungen, oder es kommt zu Regulationsstörungen wie bei den verschiedenen Allergieformen.

Das Immunsystem reagiert grundsätzlich im "Stillen". Der Mensch merkt die ständig ablaufenden unendlich vielen Reaktionen nicht. Erst nachdem das Immunsystem versagt hat und nicht mehr seiner Funktion der Gesunderhaltung des Organismus gerecht wird, merken wir über das Kranksein die Folgen.

Die unspezifische Abwehr richtet sich gegen alles Körperfremde wie zum Beispiel Krankheitserreger, fremdes Gewebe. Ihre Mechanismen sind angeboren. Die erworbene spezifische Abwehr richtet sich gezielt gegen bestimmte Merkmale, die auch wiedererkannt werden können. Jeder Mensch lernt erst nach der Geburt, bestimmte Krankheitserreger spezifisch abzuwehren, wenn er mit ihnen in Kontakt gekommen war. Die spezifische und die unspezifische Abwehr werden jeweils in zelluläre und nicht zelluläre Mechanismen unterteilt. Für die Erfassung der Funktionsfähigkeit des Immunsystems sind insbesondere die spezifischen Abwehrmechanismen von Interesse.

Heute gibt es zahlreiche Laborwerte, die über das Immunsystem Auskunft geben. Zumeist sind die betreffenden Werte erst dann auffällig, wenn es zu ernsteren Ausfällen und Erkrankungen gekommen ist.

Wer aber Beispielsweise unter häufigen Infekten, Überforderungen, gastrointestinalen Beschwerden, Depressionen oder Tumoren leidet, sollte wissen, ob sein Immunsystem den Anforderungen noch gerecht werden kann oder eventuell behandelt werden muß. Für den Betroffenen kann auch das Wissen über den Zustand seines Immunsystems von großer Bedeutung sein. Erst dann sollte ein spez. Therapie des Immunsystems vorgenommen werden.



Aus diesem Grunde sind unter den Aspekten der Kosten- Nutzen- Relation die relevantesten Laborwerte aus den wesentlichsten Bereichen der spezifischen Abwehr zusammengestellt.
  • Großes Blutbild
  • Immunglobuline (humorale Abwehr), der Klassen A,G, M und E (wenn erforderlich IgA1, IgA2, IgG1, IgG2, IgG3, IgG4 = Subklassen).
  • C- reaktives Protein, ein bei Entzündungen und Infektion als "Akute Phasen Protein" von der Leber in großer Menge gebildetes, entzündungshemmendes Eiweiß.
  • Lymphozytendifferenzierung: Bestimmung der immunkompetenten Zellen für die humorale, zelluläre und unspezifische Abwehr (NK-Zellen) sowie z. T. deren Aktivität
Für ein großes Blutbild werden unter dem Mikroskop die roten und weißen Blutkörperchen erfaßt und auf sichtbare Auffälligkeiten hin untersucht. Dieses Verfahren ermöglicht auch einen Überblick über die Zellzahl und die Verteilung der unterschiedlichen Abwehrzellen.
Gerade die für die gezielte zelluläre Abwehr so bedeutsamen Lymphozyten lassen sich jedoch im Mikroskop nicht voneinander unterscheiden. Erst durch labortechnische Untersuchungen der Oberflächenmerkmale der Zellen lässt sich ein sehr differenziertes Bild vom Zustand der spezifischen Abwehrleistungen gewinnen.

Die Bestimmung der Immunglobuline dient einer generellen Beurteilung der B- Lymphozyten - der Antikörper- bildenden Lymphozyten der Lymphknoten und einiger spez. Gewebetypen. Üblicherweise hat der gesunde Erwachsene eine vier- bis fünffache Immunglobulin- Reserve. Um sich über den Zustand der auf Antikörper beruhenden Abwehr zu orientieren, eignen sich besonders die Untergruppen des Immunglobulin A das sind IgA1 und IgA2 sowie die Untergruppen des Immunglobulin G das sind IgG1, IgG2, IgG3 und IgG4.

Blutentnahme gegen Mittag 1 x EDTA-Blut 1 x Serum - Postversand ist möglich.

Globale Übersicht der Erkrankungen des Immunsystems
1.   Immundefizienz
1.1   Physiol. Immundefekte (Kleinkindperiode u. im Alter)
1.2   Primäre Immundefekte (kongenitale Immundefektsyndrome-z.B. Antikörpermangelsyndrome, selektive IgA und IgG-Subklassendefekte, Defekte der zellulären Immunität, Thymushypoplasie, Phagozytendefekte, Spurenelementemangel)
1.3   Sekundäre Immundefekte (z.B. bei Lymphomen, Leukämien, Virusinfektionen, Unter- oder Überernährung, Polytraumata, Exzessiver Stress, Tumoren, Infektionen, Mykosen, Allergien)
1.4   Iatrogene/kuratogene Immundefekte (z.B. nach immunsuppressiver Therapie, Chemotherapie, Bestrahlungstherapie, operativen Eingriffen, bei chron. Erkrankungen bes. Infektionen)
2.   Autoimmunerkrankungen
2.1   Organspez. Autoaggressionen (z.B. Thyreopathien, Gastropathien, Diabetes mellitus Typ1, andere endokrine Störungen, Vitiligo, Polyendokrinopathien, Hautveränderungen)
2.2   Systemische Autoimmunerkrankungen (z.B. entzündliche Gelenkerkrankungen, Kollagenosen, Vaskulitiden, autoimmune Zytopenien, Granulomatosen)
2.3   Andere Autoimmunerkrankungen (z.B. Hauterkrankungen, Augenveränderungen, chron. Leberentzündungen, Nierenfunktionsstörungen)
3.   Überempfindlichkeiten
3.1   IgE-spez. Allergien der oberen Luftwege, des Magen-Darm-Traktes, der Haut, der Augen und Ohren
3.2   IgG-spez. Allergien des Magen-Darm-Traktes, der Haut
3.3   Typ-I-Allergien auf Medikamente, Kosmetika und andere "natürliche" Allergene
4.   Immunkomplexerkrankungen unter Einbeziehung des Komplementsystems (z.B. bei spez. Nierenerkrankungen, SLE, RA, subakute bakt. Endokarditis, Haarausfall, Typ-III-Allergie auf Nahrungsmittel)
5.   Maligne Erkrankungen
Betroffene Organsysteme u. Symptomkomplexe: Haut, Knochenschmerz, rezid. Infektionen, neurol. Symptome, hämatopoetisches System, Lymphadenopathien, Niereninsuffizienz, vasculäre u. intestinale Symptome
6.   Psychoneuroimmunologie- neuroimmunologische u. psychiatrische Syndrome z.B. MS, chron. Polyneuritis, u.a. immunbedingte Polyneuropathien, Angststörungen, Schizophrenie, M. Alzheimer, Depressionen, ALS

Immuntherapie nach Krebs:

Unsere Kenntnisse über die Zusammenhänge von Immunsystem und Krebs nehmen ständig zu. Wir wissen heute, dass das Immunsystem eine entscheidende Bedeutung bei der Entstehung und Metastasierung von Tumoren besitzt. Das bedeutet, dass ein Tumor auf der Basis einer Dysbalance zwischen Abwehrsystem des Immunsystems und entarteten Zellen entstehen kann. Aus diesem Grunde gilt es, das Immunsystem zu stabilisieren. Unter einer erheblichen psychischen Belastung z.B. Krebs, einer Operation, einer Tumortherapie (Bestrahlung, Chemotherapie) werden die Zellen des Immunsystems sehr stark belastet und z. T. reduziert. Besonders die Zellen zerstörende Chemotherapie schädigt nicht nur die Zellen des Tumors, sondern auch die Zellen, die für die Erhaltung des Organismus wichtigen Lymphozyten.
Während und unter der Tumortherapie sollte eine spez. Immuntherapie mit definierten Phyto-/Organ-therapeutika,Vitaminen, Spurenelemente (besonders Selen) vorgenommen werden. Dabei ist unbedingt der Zustand des Immunsystems, welches therapiert werden soll, zu berücksichtigen. Es kann nicht sein, dass in einem sehr stark abgestimmten System ziellos "hineintherapiert" wird. Durch falsch angewandte Immunmodulationen ist eine Reduzierung der Immunabwehr möglich und damit kann auch ein Tumorrezidiv ausgelöst werden.
Vor jeder Immunmodulation sind eine Einschätzung des Immunsystems und die Erfassung der immunkompetenten Zellen erforderlich.
Zur Erfassung der jeweiligen immunologischen Situation bzw. des Ausgleiches von Immunzelldysfunktionen und hinsichtlich eines optimalen Therapiekonzeptes sollte ein Immunstatus herangezogen werden.
In Anbetracht der Tatsche, dass die Erkrankungen an einem Tumor grundsätzlich als ein chronisches Leiden, das der ständigen Überwachung bedarf, angesehen werden muss, sollte in Zusammenarbeit von betreuendem Arzt und Immunologen für den Patienten die optimale Immuntherapie gefunden werden.