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Die Liste der häufigsten Nahrungsmittel-Intoleranzen in der Praxis

Ein Überblick für die Praxis


Die British Allergy Foundation geht davon aus, dass 45 % der Bevölkerung Europas und der USA an Nahrungsmittel-Intoleranzen leiden, dies betrifft also nahezu jeden Zweiten. Im Patientenkollektiv ist die Rate weitaus höher, selektieren sich doch hier Menschen mit oft dauerhaften Beschwerden vom Durchschnitt der Gesellschaft. In den westlichen Industrieländern steigt die Zahl der Betroffenen von chronischen Erkrankungen in hohem Tempo an. Es ist zwar allgemein anerkannt, dass die Ernäh­rung einen großen Einfluss auf chronische Beschwerden, verschiedene Erkrankungen bis zur Tumorentstehung hat. Gegenüber den ernährungsphysiologischen Komponenten wird die immunologische Komponente aber hierbei oft unterbewertet: Auf die zum Teil recht erheblich veränderten und verarbeiteten Lebensmittel wird immunologisch reagiert. Weiterhin bemerkenswert: Frauen sind doppelt so häufig betroffen wie Männer.


Zur reinen Auflistung der relativen Häufigkeiten gehört eine eingehende Betrachtung der zu Grunde liegenden Mechanismen: Falsche Ernährungsgewohnheiten, veränderte Lebensmittel sowie bestimmte Arzneimittel führen häufig zu Darmproblemen, Verdauungsstörungen und anderen z.T. chronischen Erkrankungen.

Dazu gehören:

  • Lebensmittel-Intoleranzen
  • Reizdarm, Verdauungsstörungen, verstärkte Gasbildung im Darm mit Blähbauch und vermeintlichen Herzbeschwerden, Bauchschmerzen
  • Migräne, gehäufte Kopfschmerzen
  • Heuschnupfen, verstopfte oder laufende Nase, Asthma bronchiale oder Atemwegsbeschwerden (wo Allergien keine Rolle zu spielen scheinen)
  • Muskel- und Gelenkbeschwerden, ohne erkennbare Ursachen
  • Hautausschlag, Urtikaria oder Juckreiz ohne erkennbare Ursachen
  • Schwierigkeiten, das Gewicht zu halten oder zu reduzieren
  • Konzentrationsstörungen, allgemeine Leistungsminderung, starke Stimmungsschwankungen, Unruhezustände (nach Dörfler), vielfach in Verbindung mit einer Immunschwäche
  • Immun-Mangelsyndrom und in der Folge eventuell Neoplasien des Darmes, der Prostata, der Leber, des Pankreas (des Gastrointestinaltraktes und umliegender Organe)
  • Autoimmunerkrankungen, z. B. rheumati­scher Formenkreis, Diabetes mellitus Typ l, Alopecia areata und andere Formen des Haarausfalls
  • Allergische Hautreaktionen wie atopische Dermatitis, Ekzeme
  • Candidosen

Vor einigen Jahren fanden wir bei vielen Pa­tienten mit Neoplasien vor Beginn einer spezifischen Tumortherapie eine z.T. erhebliche Immunschwäche. Die Immunschwächenwaren insbesondere durch Reduktionen der naiven Lymphozyten (CD45), reifen T-Lymphozyten (CD3-Zellen) und der zytotoxischen T-Lymphozyten gekennzeichnet. Zu dem Zeitpunkt der immunologischen Diagnostik war den Patienten die Diagnose "Krebs" noch nicht bekannt, es konnte also keine psychische Beeinflussung des Immunsystems vorliegen. Die durch den Tumor bedingten Reduktionen der Lymphozyten setzen meistens erst nach dem Bekanntwerden der Diagnose Krebs und nach dem Beginn der Tumortherapie ein (OP, Be­strahlung, Chemotherapie, Fatigue-Syndrom). Die später auftretenden erkennbaren Veränderungen des Immunsystems bei Tumoren betreffen vielfach die reifen T-Lymphozyten (CD3-Zellen), T-Helfer-Zellen (CD4-Zellen), Suppressor-Zellen (CDS-Zellen), aktivierten Lymphozyten und NK-Zellen. Nach einer von uns durchgeführten Pilotstudie betreffs der Wirkung eines Präparates (Klinoptilolith) auf das Immunsystem bei Tumorpatienten wurden, parallel zur Erfassung des Immunstatus, die Nahrungsmittel-Intoleranzen mit den Testen für IgE- und lgG4-Allergien (Test 192) der Fa. Dr. Foocke, Neuss, vorgenommen. Wirfanden bei fast allen Patienten eine erwartete relativ geringe Rate der IgE-spez. (Typ-1-) Allergie auf Nanrungsmittel und eine unerwartet hohe Rate von IgG4-Reaktion auf Nahrungsmittel (40 bis mehr als 100 verschiedene Nahrungsmittel, siehe Tabelle). Wurde der Test nach der Chemotherapie wiederholt, so hatte sich in einigen Fällen die Nahrungsmittel-Intoleranz verstärkt. Nach einer oft eingeleiteten Therapie, aber insbesondere Nahrungsmittelkarenz der unverträglichen Nahrungsmittel von vier Monaten kam es zu einer deutlichen Besserungen des Allgemeinzustandes.

Die Tests wurden dann auf andere Erkrankungen ausgedehnt, vorwiegend auf Patienten mit Autoimmunerkrankungen wie rheumatoider Arthritis, Alopecia areata, Alopecia totalis und universalis. Leider wurde der Test relativ selten bei Adipositas angewendet. Es stellte sich heraus, dass bei allen Patienten mit einer Alopecia areata (totalis, universalis), bei denen Autoantikörper der verschiedensten Typen nachgewiesen werden konnten, gleichzeitig ein hoher Anteil von Nahrungsmittel-Intoleranzen bestand. Nach längerer Zeit der Karenz und weiteren Therapien verschwanden verschiedene Begleitsymptome wie die Synthese der Autoantikörper (Fehlsteuerungen des Immunsystems), Migräne, Beschwerden im Gastrointestinalbereich, Depressionen (bedingt durch Wiederherstellung des Gleichgewichtes der TH1- / TH2-Zellen) und Gewichtreduktionen durch veränderte Nahrungsaufnahmen.

Immunologische Zusammenhänge von Nahrungsmittel-Intoleranz und anderen Erkrankungen

Statistik der unverträglichen Nahrungmittel sog. Rote Liste ab 5000 ng/ml lgG4.
x-Achse:Anzahl der unverträglichen Lebensmittel je Patient.
y-Achse: Häufigkeit der jeweiligen Gruppe in Prozent. Krebs-Patienten befinden sich vorwiegend in der
fünften (41-50) und elften Gruppe (> 100)

Zuerst sollte die Frage beantwortet werden: Wie sind die Zusammenhänge von Nahrungsmittel-Intoleranzen und anderen Erkrankungen zu erklären (z. B. Autoimmunerkrankungen, Gefäßerkrankungen, Immunmangelsyndrome)? Man kann das Immunsystem in eine Reihe funktioneller, anatomisch unterschiedlicher Kompartimente unterteilen. Die beiden wichtigsten sind das periphere Lymphsystem, das aus den üblicherweise untersuchten Teilen Milz und Lymphknoten besteht, sowie das lymphatische System der Schleimhaut (insbesondere das darmassoziierte Immunsystem/DAI). Spezielle Mechanismen, mit denen die Lymphozyten zu jedem dieser Kompartimente gelenkt werden, dienen dazu, in jedem eine eigene Population von Lymphozyten aufrechtzuerhalten. Die Schleimhautoberflächen des Körpers sind äußerst anfällig für Infektionen und weisen eine komplexe Ansammlung angeborener und erworbener Mechanismen zur Immunabwehr auf. Das erworbene Immunsystem, also das mit der Schleimhaut assoziierte Lymphgewebe (hier vor allem wieder das DAI), unterscheidet sich in einigen Aspekten von dem Immunsystem des restlichen peripheren Lymphsystems. Die Unterschiede liegen in der Art und Verteilung der T-Lymphozyten: So findet man in der Darmschleimhaut im Vergleich zu den peripheren Lymphknoten und dem Blut erheblich mehr f.s-T-Lymphozyten (spezielle T-Lymphozyten). Über die Epithelzellen (die Kontaktoberfläche der Schleimhäute) wird als Antikörper vor allem sekretorisches polymeres IgA (SIgA) ausgeschieden. Eine Spezifizierung des SIgA zu diagnostischen Zwecken ist bisher nicht gelungen. Es kann bisher nur das Gesamt-SIgA in den Sekreten wie Tränenflüssigkeit, Faezes und Speichel nachgewiesen werden.

Natürlichkeit ist grundsätzlich vorteilhaft

Das darmassoziierte Immunsystem ist einem sehr breiten Spektrum an Fremd-Antigenen aus der Nahrung, kommensalen Darmbakterien sowie pathogenen Mikroorganismen und Parasiten ausgesetzt.


Eine immunologische Reaktion auf unveränderte und physiologisch aufgearbeitete Nahrungsantigene lässt sich nicht nachweisen. Immerhin ist der menschliche Organismus das Ergebnis einer Evolution.


Aber in der gegenwärtigen Zeit sind sehr viele Lebensmittel weitgehend verändert. Verlängerungen der Lagerungsfähigkeit oder Geschmacksanpassungen werden von der Lebensmittelindustrie als notwendig erachtet. Der sog. wirtschaftliche Druck auf die Lebensmittelindustrie hat sich in den letzten Jahren er­heblich verstärkt. Bedingt durch die industrielle Aufarbeitung der Lebensmittel und deren Konservierung zwecks optimaler Lagerungsfähigkeit wird die Zusammensetzung der Proteine verändert. Der menschliche Organismus wird gezwungen, auf diese zum Teil veränderten Lebensmittel zu reagieren. Das durch die Evolution entwickelte Enzymmuster im Gastrointestinaltrakt des Organismus ist z.T. nicht in der Lage, diese veränderten Proteine aufzuspalten und zu verarbeiten. Die Proteine sind den ursprünglichen aber sehr ähnlich, so dass die Immunantwort anders ausfällt, als bei pathogenen Antigenen.

Eine veränderte Grundsituation

Das DAI muss auf die veränderten Nahrungsmittelbestandteile resp. -antigene oft oder sogar ständig reagieren. Es kommt mit der Zeit zu Immunschwächen und anderen Erkrankungen. Das Immunsystem kann aber auch auf lösliche Antigene, die aus Nahrungsmitteln stammen, eine antigenspezifische Toleranz entwickeln und damit eine antigenspezifische Unterdrückung der Immunantwort aufbauen. Immerhin seit den 70er Jahren stehen diese Aufgaben auf der Kreidetafel der immunologischen Forschung angeschrieben. Jetztwerden die Zusammenhänge langsam erfasst und gelöst.

Tab. 1: Der Test 192 ermittelt die Nahrungsmittelintoleranz nach lgG4-An tikörpern.

1. Gruppe =

0-999

lgG4

ng/ml

grüne Liste

verträglich

2. Gruppe =

1000-4999

lgG4

ng/ml

gelbe Liste

bedingt verträglich

3. Gruppe =

5000-50000

lgG4

ng/ml

rote Liste

unverträglich

Nahrungsmittel können neben einer IgE-induzierten Entzündungsreaktion auch IgG-(insbes. lgG4) und T-Zelllmmunantworten wie Nahrungsmittel-Allergien vom Typ l oder Intoleranzen- Nahrungsmittel-Allergie vom Typ III ver­ursachen. Die Symptome der Nahrungsmittel­intoleranz sind nicht nur auf den Gastrointestinaitrakt beschränkt, sondern beziehen den gesamten Organismus mit ein - und leider relativ schwierig zu erkennen. Da sie sich oft schleichend entwickeln und bis vor ein paar Jahren keine eindeutigen Diagnoseverfahren zu Verfügung standen, war die diagnostische Erkennung meistens nur symptomatisch möglich. Die Symptome treten etwa nach 20 oder mehr Stunden nach der Nahrungsaufnahme auf, zudem nur nach substantiellen Mengen des Allergens. Bekannt wurden und sind pathophysiologische T-Zell-Infiltration intraepithelial und submukös in den Schleimhautschichten nach durchgeführten Biopsien. In bestimmten Fällen findet man auch eine Infiltration der Mukosa mit eosino-philen Granulozyten. Es können auch bei schwereren Nahrungsmittel-Intoleranzen Epithel-Atrophien in einigen Arealen nachgewiesen werden. Mit dem Test 192 (Untersuchung aus dem Serum) können diese invasiven und für den Patienten nicht immer angenehmen gastroenterologischen Untersuchungen der Schleimhaut umgangen werden. Entsprechend den gewon­nenen Ergebnissen erfolgt durch eine Nahrungsmittelkarenz von ca. vier Monaten und einer eventuellen zusätzlichen Therapie mit Klinoptilolith u. a. Präparate eine weitgehende Normalisierung der Verdauung und der Darmschleimhaut.

Die T-Zell-Infiltrationen (insbesondere der TH1-Zellen) sind gleichzeitig als Schutzreaktion zu werten.


Die THI-Zell-Dominanz ruft erhebliche Veränderungen in den Immunreaktionen des Organismus hervor.

Das Gleichgewicht der Immunantwort ist gestört - es können sich Immunmangelsyndrome (IMS) mit allen möglichen Folgen bis zur Entstehung von Tumoren entwickeln. Hier dürfte auch der Ursprung der sich oft entwickelnden Autoimmunerkrankungen (z.B. rheum. Formenkreis, Alopecia areata et totalis usw.) Typ-1-Allergien z. T. mit Haarausfall in kürzester Zeit (z.B. innerhalb von 14 Tagen), Verengungen der Blutgefäße (z. B. Migräne) zu finden sein. Der wesentliche Unterschied zwischen einer Immuntoleranz und der Ausbildung eines erworbenen Immunschutzes liegt darin, in welchem Kontext das Peptidantigen (oder Allergen) den T-Lymphozyten des Immunsystems der Schleimhaut präsentiert wird. In Abwesenheit einer Entzündung fehlen die Ko-Stimulatoren, wenn das Peptid von MHC-Molekülen (Major-histokompatibilitäts-Moleküle) auf Antigenpräsentierenden Zellen präsentiert wird. Dagegen lösen pathogene Mikroorganismen in den Geweben Entzündungsreaktionen aus, welche die Reifung und Expression kostimulierender Moleküle auf Antigen-präsentierenden Zellen anregen. Werden den T-Lymphozyten die Antigene in dieser Form präsentiert, dann entwickelt sich eher ein von THI-Zellen geprägter Immunschutz.

Die veränderliche Datenbank des Immunsystems

Wesentlich sind die entstandenen Gedächtniszellen. Es werden B-Lymphozyten und T-Lym­phozyten zu Gedächtniszellen umgewandelt. Die über T-Lymphozyten geprägten Gedächtniszellen der Nahrungsmittel-Abwehr leben vielfach über einige Monate, dann verschwindet die Gedächtnisleistung: Es erfolgt dann keine spezifische Abwehrleistung mehr, sondern es müsste wieder eine neue Abwehrleistung aufgebaut werden. Nach Umstellung der Ernährung dauert dieser individuelle Prozess längere Zeit, über Monate und Jahre.

Dass nicht nur ein Typ einer Allergie (siehe Al­lergietypen nach Coombs) überschießende Immunreaktionen auslösen kann, sondern immer das komplexe System der Abwehr mit weiteren Systemen des Organismus wie Hormonsystem oder Zentrales Nervensystem reagiert, soll in der Zusammenfassung der fünf Allergietypen, wie wir sie heute sehen, dargestellt werden.

Die Systematik der Allergietypen

Typ-l-Allergie
Sie entsteht, wenn das Artigen (Allergen) mit spezifischen IgE-Antikörpern reagiert. IgE wird von Plasmazellen in Lymphknoten erzeugt, in deren Einzugsbereich die Eintrittsstelle des Allergens liegt. Andernfalls entstehen lokale IgE-Zentren - im Bereich einer allergischen Reaktion - durch entwickelte Plasmazellen aus Keimzentren, die sich innerhalb des entzündeten Gewebes befinden. IgE unterscheidet sich von anderen Antikörpertypen darin, dass es vor allem in Geweben vorkommt, wo es über den hochaffinen IgE-Rezeptor Fc Rl fest an die Oberfläche von Mastzellen gebunden ist. Es kommt zur Quervernetzung und Freisetzung von schnell wirkenden Mediatoren aus Mastzellen, die sog. Hypersensibilitätsreaktion vom Typ l. Auch Basophile und aktivierte Eo-sinophile exprimieren den IgE-Rezeptor Fc Rl.

Wenn Allergene mit der Nahrung aufgenommen werden, lassen sich zwei Typen von Reaktionen unterscheiden.
  1. Die Aktivierung von Mastzellen in der Schleimhaut des Verdauungstraktes führt zum Flüssigkeitsverlust durch das Epithel und zur Kontraktion glatter Muskelzellen, wodurch es zu Durchfällen und Erbrechen kommt.
  2. Können nach dem Einwirken des Allergens auch Bindegewebs-Mastzellen in der Haut und in den subkutanen Geweben aktiviert werden.

Die Aufnahme von Allergenen aus der Nahrung kann auch zur Entwicklung einer allgemeinen Anaphylaxie führen, begleitet von einem Herz-Kreislauf-Kollaps und akuten asthmatischen Symptomen. Bestimmte Nahrungsmittel, darunter besonders Erdnüsse, Baumnüsse und Schalentiere, können in besonderem Maße solche lebensbedrohlichen Reaktionen verursachen. Bei der Typ-I-Allergie besteht vorwiegend eine TH2-Zell-Reaktion (THI-Zellen und TH2-Zellen sind aktivierte Subzelltypen der T-Helfer-Zellen /CD4-Zellen). Sofern es therapeutisch gelingt, die Dominanz der TH2-Zellen zu unterbinden und in Richtung THI-Zellen zu verlagern, kommt es zum Gleichgewicht der Immunreaktionen und zur Reduktion der allergischen Reaktionen. Bei IgE-spez. allergischen Reaktionen werden neben Histaminfreisetzung u.a. auch Leukotriene freigesetzt. Diese dürften die Basis für die Bildung von Allergenspezifischen-lgG-Antikörpern sein (besonders bekannt durch Hyposensibilisierungsbehandlungen bei Insektengiftallergikern: Die Zahl der IgE-Antikörper fallen ab und IgG-Antikörper steigen an). In Verbindung z. B. mit der Typ-lll-Allergie sind viele Formen der Allergie (auch Pseudoallergie genannt) erklärbar.




In den letzten Jahren hat sich gezeigt, dass lgG4-Antikörper eine höhere diagnostische Sensitivität und Spezifität aufweisen
als die Bestimmung der IgG-Antikörper.




Typ-II-Allergie
Hier werden Zellen, meist Blutzellen, abgetötet, die Antikörper an ein oberständiges Artigen gebunden haben. Die Zellen werden entweder durch Phagozyten aufgenommen, an denen sie infolge ihrer Beschichtung mit IgG oder C3b (Komplement) anhatten, oder sie werden durch die Wirkung des Komplement-Systems lysiert. Zellen die IgG tragen, können durch Leukozyten abgetötet werden. Es handelt sich um eine Antikörper abhängige zellvermittelte Zytotoxizität. Beispiele sind Transfusionszwischenfälle bei Antikörper-Inkompatibilität, Transplantat-Abstoßung und Medikamenten-Unverträglichkeit. Hervorzuheben ist, dass bei dieser Form der Allergie eine IgG-Ab-hängigkeit besteht. Dieser Allergie-Typ spielt bei Lebensmitteln wahrscheinlich nur eine untergeordnete Rolle.

Typ-III-Allergie
Bei der Aufnahme großer Mengen unzureichend metabolisierter Antigenen kann es aufgrund der Bildung von Immunkomplexen (im Serum nachweisbar) zu systemischen Krankheiten kommen. Lösliche Allergene bilden mit Antikörpern der Klasse IgG so genannte Antikörper-Aggregaten oder Immunkomplexe. Im­munkomplexe (IK) entstehen bei jeder Antikörperreaktion, aber ihr pathogenes Potential wird zum Teil durch ihre Größe und Menge sowie durch Affinität und Isotyp des zugehörigen Antikörpers bestimmt. Größere IK reagieren mit dem Komplementsystem und werden schnell durch Phagozyten eliminiert. Kleinere IK dagegen, die sich bei einem Überschuss von Antigenen (Allergenen) bilden, lagern sich oft an Gefäßwänden ab. Dort können sie sich mit Fc-Re-zeptoren auf Leukozyten verknüpfen, welche auf diese Weise aktiviert werden und eine Schädigung des Gewebes verursachen. Die Allergene lösen dann IgG-Reaktionen - anstelle von IgE-Reaktionen - aus, auch bedingt durch die sich ständig wiederholenden hohen Konzentrationen. Die wiederholten Kontakte, insbesondere durch veränderte Lebensmittel, entwickeln an den Wänden der Darmschleimhaut Immunkomplexe. Dies führt zu Ansammlungen von Flüssigkeit, Proteinen und Zellen, wodurch die Darmwandfunktionen beeinträchtigt werden. Da das Immunsystem immer im Komplex reagiert, werden weitere Immunmechanismen mit in die Abwehrleistung einbezogen. Durch die Bindung von IgG- (und vielfach auch IgM-) Antikörpern an Gewebezellen kommt es zur Ausschüttung von Zytokinen, zur Mobilisierung von Membranphospholipiden bis zur verstärkten Bildung von Arachidonsäure und letztendlich zur Autoimmunreaktion.

Typ-IV-Allergie
Im Gegensatz zu den Hypersensibilitätsreaktionen vom Soforttyp, die durch Antikörper verursacht werden, liegt den Hypersensibilitätsreaktionen vom verzögerten Typ die Aktivierung artigenspezifischer T-Effektor-Zellen wie THI-Zellen und Suppressor-Zellen zugrunde. Artigen (Allergen)-präsertierende Zellen (z. B. die M-Zel-len in der Darmschleimhaut) verarbeiten Antigene und präsentieren sie auf MHC-Klasse II-Moleküle (Majorhistokompatibilitäts-Moleküle der Klasse II). Artigenspezifische THI-Zellen können das Artigen erkennen und Zytokine freisetzen, die wiederum Makrophagen anlocken. Die Artigenpräsentation durch angelockte Makrophagen verstärkt die Reaktion. T-Lymphozyten können auch durch Freisetzung bestimmter Mediatoren von Tumor-Nekrose-Faktor-alpha (TNF-a) und TNF-ß auf die lokalen Blutgefäße einwirken und die Produktion von Makrophagen durch Ausschütten von Interleukinen anregen. Schließlich aktivieren THI-Zellen die Makrophagen durch Freisetzung von Interferonen und lysieren Makrophagen sowie andere sensibilisierte Zellen.

Typ-V- Allergie
Die stimulatorische Allergie liegt vor, wenn humorale Antikörper (meist IgG) mit einer Schlüsselstruktur der Oberfläche von Zellen reagieren, z. B. mit einem Hormonrezeptor, und so die Zellen anregen. Das bekannteste Beispiel ist die Hyperaktivität der Schilddrüse, die auf einen Schilddrüsenstimulierenden Autoantikörper zurückgeht.

Eine Allergie ist grundsätzlich eine Erkrankung - eine überschießende Reaktion des Immunsystems (IS) auf Fremdproteine aus der Umwelt und muss immer in seiner Gesamtheit gesehen werden.

Entsprechend der immunologischen Natur dieser Krankheiten sind die Probleme der Allergieforschung grundsätzlich dieselben wie beispielsweise bei Autoimmunität (als Fehlreaktion des IS), Transplantation und Tumorabwehr. Die Grundlagenforschung folgt deshalb dem allgemeinen Trend in der Immunologie und konzentriert sich vor allem auf die Regulation der spezifischen Zellaktivierung sowie die Entwicklung von regulatorischen Zellen und spezifischer Toleranz. Wichtig sind ebenfalls die Mechanismen der organselektiven Auswanderungen von Immunzellen and die zellulären und molekularen Interaktionen bei der allergischen Entzündung im Gewebe3. Die stetig wachsenden Kenntnisse über allergische Reaktionen im Organismus sind außerordentlich vielfältig und immunologische Reaktionen müssen immer im allgemeinen Kontext der Abwehrleistungen gesehen werden.



Es gibt keine alleinige Abwehrreaktion oder nur eine Immunantwort eines Zelltyps.





Dadurch sind die Immunreaktionen verhältnismäßig kompliziert zu erfassen. Grundsätzlich sind immer bestimmte Zellen der angeborenen oder unspezifischen Abwehr bei immunologischen Reaktionen beteiligt. Die Zellen geben ihre Information auf die Zellen der spezifischen oder erworbenen Abwehr weiter und diese geben wiederum ihre Informationen auf das genetisch determinierte MHC-Komplex-System. Über einen solchen Weg ist auch die Individualität der Immunreaktionen vorgegeben.


Klassengesellschaft - Die Familie der Immunglobuline


Um das System der Abwehrmöglichkeiten noch zu erweitern, haben sich im Laufe der Evolution Eiweiß-Strukturen entwickelt, die zur Erkennung und Eliminierung von Fremdstoffen (Antigenen) eingesetzt werden. Es handelt sich um die Immunglobuline (Ig), von denen im Menschen fünf Klassen existieren. Es sind die IgG, -A, -M, -E und -D. Die Antikörper sind absolut spezifisch, diese Antikörper reagieren nur mit einem bestimmten Artigen (Allergen) über entsprechende Determinanten (Antigen-Antikörper-Reaktion). Kreuzreaktionen bei sehr ähnlichen Antigenstrukturen sind möglich. Auf Grund unterschiedlicher Strukturen sind beim Menschen vier IgG- Subklassen (IgGl, IgG2, IgG3, IgG4) und zwei IgA- Subklassen (IgAl und IgA2) bekannt. Jede der IgG- und IgA-Subklassen haben spezifische Bereiche, die mit bestimmten Zellrezeptoren reagieren und dadurch von maßgeblicher Bedeutung der Antigen-Antikörper-Reaktionen sind.

Basophile Granulozyten und Mastzellen binden selektiv IgE und IgG, insbesondere die Subklasse IgG4. Die IgG4 reagieren in ausgesprochen geringer Konzertration - solche Bindungen spielen eine zentrale Rolle in der Pathogenese der allergischen Reaktionen. Die Zusammenhänge sind bereits in den 60er Jahren des vergangenen Jahrhunderts nachgewiesen worden. Weiterhin ist heute bekannt, dass IgG4 eine besondere Affinität zu Nahrungsmittel-Allergenen besitzt und IgE blockieren kann. Bestimmte Erkrankungen weisen auf einen IgG-Mangel, resp. IgG-Subklassen-Mangel hin. Es sind rezidivierende bakt. Infektionen des Respirationstraktes, Verdacht auf definierte Immunmangelzustände, tnerapieresistentes Asthma bronchiale, Nahrungsmittel-Intoleranz (insbes. IgG4), rezidivierende Tumore (insbes. IgGl). Das Verhältnis der IgG4 zum IgE wird in den letzten Jahren verstärkt untersucht. Es wurde festgestellt, dass spezifisches IgG die IgE-Produktion in Mastzellen bei allergischen Personen herunter regulieren kann. Weiterhin wurde belegt, dass IgG resp. ein hohes IgG4/ IgGl-Antikörperverhältnis in der Anfangsphase einer Immuntherapie mit einem erfolglosen Ausgang der Therapie korreliert. Im Rahmen anderer Studien konnte nachgewiesen werden, dass Menschen mit parasitären Infektionen trotz hohem IgE-Titer selten allergische Reaktionen zeigen. Bei diesen Personen wurden zusätzlich hohe IgG4-Titer nachgewiesen, was zur Hypothese der "blockierenden Antikörper" führte. Die blockierenden Eigenschaften des IgG4 kommen durch direkte Kompetitionen um die Antigen-Bindung mit den IgE-Molekülen zustande. Es wird vermutet, dass eine verstärkte Bildung von IgG4-Antikörpern zu Beginn einer Immurtherapie jene immunregulatorischen Vorgänge behindert, die zu einer Verbesserung der klinischen Symptome führen würden. Durch die sich ständig wiederholende Antigenpräsenz bei Nahrungsmittel-Intoleranz, oder Nahrungsmittel-Allergie vom Typ III, kommt es über die Jahre systematisch zu einer Überbelastung des Immunsystems und die Folgen sind Immunschwächen wie Reduktionen insbes. der T-Lymphozyten. Vielfach kommen bei Nahrungsmittel-Intoleranzen noch Candida-Infektionen hinzu, die gleichzeitig über Jahre die Darmschleimhaut verändert haben. Aus diesem Grunde sind in dem Test 192 die Antigene zum Nachweis von Ascaris (Spulwurm) und Candida albicans enthalten. Durch den Nachweis der Antikörper auf Ascaris und Candida albicans wird eine spez. Immunreaktion ermittelt. Dabei muss unbedingt eine Besiedlung durch Candida alb. (im Inneren des Darmes) von einer Infektion unterscheiden werden. Eine Infektion besteht dann, wenn Candida alb. das Darminnere verlassen hat und sich mit einem Pseudomycel in die Darmschleimhaut (oder in andere Bereiche des Organismus) eingepflanzt hat. Dann erst kommt es zu einer Abwehr- resp. Immunreaktion und zur Bildung von Antikörpern, die nachgewiesen werden können.

Das Testverfahren


Mit dem Test 192 können IgG4- oder IgE-Anto-körper auf 190 Nahrungsmittel nachgewiesen werden. Wie oben beschrieben sind zwei Testbestandteile darunter keine Nahrungsmittel. Sofern keine spez. IgE-Antikörper nachgewiesen sind (immer in Übereinstimmung mit der Anamnese des Patienten), werden die IgG4-Antikörper gegen die im Untersuchungskit genannten Nahrungsmittel bestimmt. Im Ergebnis wird der Patient darauf hingewiesen, dass keine IgE-Antikörper bestimmt wurden. In besonderen oder gewünschten Fällen werden die spez. IgE-Antikörper auf Milch, Milchbestandteile, Hühnerei, Gluten und Weizenmehl geprüft. Das sind vielfach die wichtigsten Nahrungsmittel-Allergene einer Typ-1-Allergie.


Ein lgG4-Test ist meistens ausreichend, um eine Nahrungsmittel-Intoleranz zu erfassen.



In diesen Fällen sind die Symptome sehr heterogen und schlecht zu erfassen, zumal es sich um Spätreaktionen handelt. Es ist im allgemeinen für viele Person nicht einfach, zwanzig und mehr Stunden nach der Nahrungsaufnahme Reaktionen im Organismus zu erfassen. Im Gegensatz dazu sind Sofortreaktionen (IgE) relativ gut und schnell zu erkennen. So kann der Test 192 auf IgE oft eingespart werden. Der Patient bekommt seine Testergebnisse und seine Testeinschätzung ausgehändigt. Er sollte sich dann mit zusätzlicher Hilfe des Arztes oder eines Ernährungsberaters mit den Ergebnissen auseinandersetzten und verinnerlichen sowie seine Ernährung nach den Ergebnissen ausrichten. Durch die unterschiedliche Farbgebung (grüner Bereich - verträgliche Nahrungsmittel, gelber Bereich - geringe Unverträglichkeit, roter Bereich - Unverträglichkeit) wird es dem Patienten relativ leicht gemacht, sich über die vorgegebene Zeit optimal zu ernähren.
Wir stellten weiterhin fest, dass die unterschiedlichen Nahrungsmittel unterschiedliche Immunantworten im Sinne einer Nahrungsmittel-Intoleranz auslösen. Die Gründe, dass bes. die in den so genannten Roten Listen aufgeführten Nahrungsmittel eine Typ-lll-Allergie auslösen, sind mehr oder weniger bekannt. Ernährungsspezialisten beschäftigen sich seit längerer Zeit mit diesem Problem (l). Die "Deutsche Gesellschaft für Ernährung e. V." berücksichtigt diese Erkenntnisse kaum, sie werden vielfach ignoriert.
Im Test 192 werden drei Gruppen unterschieden (vgl. Tab. l). Von 500 getesteten Patienten wurde die unterschiedliche Häufigkeit der nachgewiesenen lgG4-Ak der einzelnen Nahrungsmittel verglichen und differenziert. Es zeigt sich, dass einige Lebensmittel eine geringe Intoleranz auslösen (z. B. Johannisbeeren, Preiselbeeren, Kakao, Kaffee, Fisch, siehe grüne Liste der Tabelle) und andere Lebensmittel eine hohe Intoleranz besitzen (siehe rote Liste der Tabelle). Dazu gehören insbes. Banane, Vollei, Kuhmilch, Käse u. a. In der statistischen Auswertung der so genannten Roten Liste (also der unverträglichen Nahrungsmittel) zeigen sich Häufigkeiten der Nahrungsmittelintoleranz.
Zwischen 11 bis 40 unverträgliche Lebensmittel werden bei ca. 53 % der Patienten gemessen. Über 100 unverträgliche Lebensmittel werden bei 4,8 % nachgewiesen (vgl. Abb. l).
Patienten mit einer hohen Anzahl lebenswichtiger Nahrungsmittel-Intoleranzen können sich unter einer Nahrungsmittelkarenz nicht mehr optimal ernähren. Diese Patienten wurden zusätzlich mit Klinoptilolith behandelt. Die Höhe der Substitution richtete sich nach der Anzahl und Art der unverträglichen Lebensmittel und nach dem Titer der Candida-albicans-Antikörper.




Neuere Arbeiten aus der Erfahrungsmedizin zeigen, dass Nahrungsmittel-Intoleranzen nicht nur bei Tumorpatienten, sondern auch bei Kindern eine nicht unwesentliche Rolle spielen.



Mit diesem Problem haben sich zwei Hamburger Kinderärzte auseinandergesetzt: "Kinder mit häufigen und schweren Kopfschmerzen leiden zum Teil an einer Nahrungsmittelintoleranz, insbesondere bei zusätzlichen allergischen Erkrankungen. Je nach Häufigkeit des Auftretens von Unverträglichkeiten empfiehlt es sich, bei entsprechendem Leidensdruck und guter Motivation auf folgende Nahrungsmittel etwa sechs Wochen zu verzichten: ... bei etwa 60 % der Kinder kann die Kopfschmerzhäufigkeit hierdurch mindestens halbiert werden."

Ein kritischer Ausblick


Mit den Veränderungen der Lebensmittel erkaufen wir uns ein höheres Risiko verschiedener Erkrankungen, bis zum Tumor. Die Zunahme der Tumoren des Verdauungstraktes, der Prostata, eventuell auch der Brust dürfte mit diesem Phänomen in Verbindung gebracht werden. Bei frühzeitiger Erfassung und Umstellung der Ernährung könnten diese Tumore wahrscheinlich zurückgedrängt werden. Weiterhin sind andere, wie die oben genannten Erkrankungen bei entsprechender Diagnostik frühzeitig zu erkennen und könnten leicht behandelt werden.

Zukünftige Erkenntnisse werden belegen, dass Überheblichkeit und Fachinkompetenz auch betreffs der Nahrungsmittel-Intoleranz und daraus sich entwickelnde Erkrankungen in der gegenwärtigen medizinischen Entwicklung und Forschung nichts zu suchen haben. Nur die fachspezifischen, wissenschaftlichen Auseinandersetzungen bringen uns neue Erkenntnisse, nicht Verbote und Ignoranz.