In der Diagnostik ist aber das Wissen über die Aktivität der NK-Zellen
und deren jeweiligen Funktionsfähigkeit von außerordentlicher Wichtigkeit.
Neben der phänotypischen Charakterisierung durch die genannten
Oberflächenmarker CD16 und CD56 ist eine routinemäßige Funktionsanalyse
der NK-Zellen möglich. Es wird die Fähigkeit der patienteneigenen
NK-Zellen (nach Isolierung aus dem peripheren Blut) eine
NK-sensitive Leukämiezellinie (K562) abzutöten gemessen. Den Zellen
der Zelllinie K562 fehlen MHC-Klasse I- und II-Antigene und sie sind
außerordentlich sensitiv gegenüber NK-Zellen. Mit Hilfe der
Durchflußzytometrie wird der Prozentsatz an Targetzellen, die durch die
Aktivität der patienteneigenen NK-Zellen abgetötet worden sind,
bestimmt.
Ein weiterer Test ist die Anwendung von radioaktiv markiertem
Chrom 51 zur Charakterisierung der NK-Zell-Aktivität auf die o.g.
Ziel- oder Targetzellen.
Vorstellungen über die Wirkungsweise der NK-Zellen
Die NK-Zell-vermittelte Zytotoxizität verläuft in mehreren Reaktionsschritten.
Nach einer Identifizierung der Targetzelle durch spezielle
Liganden (z. B. FAS) oder durch eine direkte Adhäsion an die Zielzelle
kommt es zum höchsten Aktivierungsgrad der NK-Zelle. Es werden
verschiedene Zytokine freigesetzt und an der Kontaktstelle der Zellen
kommt es zur Ansammlung der Granula mit nachfolgendem Einstrom
von Ca-Ionen. Jetzt wird das Zytokin Perforin freigesetzt (ein Protein
von 65 kD), das die Zerstörung der Targetzelle mit Hilfe anderer Zytotoxine
z. B. Granzyme und TNF-ß. einleitet. Gelingt es der Targetzelle
die Strukturveränderungen abzufangen, dann erfolgt keine Zerstörung
der Zielzelle.
NK-Zellen sind als einzige Lymphozyten in der Lage, sowohl
natürliche als auch antikörper-abhängige Zytotoxizität (ADCC) auszuführen.
Diese Reaktion kann die natürliche Zytotoxizität übertreffen.
Die ADCC wird besonders bei Virusinfektionen eingeleitet.
Im peripheren Blut des Menschen befinden sich etwa 5 bis 15%
der Lymphozyten als NK-Zellen, das sind etwa 30% der zytotoxischen
Zellen überhaupt. NK-Zellzahl und NK-Aktivität korrespondieren über
eine lange Zeit. Die NK-Zellzahl im peripheren Blut ist eine feste
individuelle Größe mit z.T. erheblichen interindividuellen Abweichungen.
Die Anzahl der NK-Zellen unterliegt einer erheblichen Tagesrhythmik
(s. Abb.). Sie wird durch zahlreiche Faktoren wie körperliche Aktivität,
Streßsituation, Infektionen und entzündliche Reaktionen
beeinflußt. Nach Virusinfektionen kommt es innerhalb 24 Stunden
zum schnellen Anstieg der NK-Zellzahl im Blut.
Therapeutische Konsequenzen
Die konventionellen onkologischen Behandlungsverfahren, wie Chemotherapie,
Chirurgie und Strahlentherapie haben nur bei wenigen
Tumorerkrankungen echte Heilungserfolge gebracht. Die Nebenwirkungen
und die Kosten dieser Standardmethoden sind teilweise erheblich.
Viele onkologisch tätige Kollegen waren daher bemüht, auch
therapeutisch neue Wege zu gehen. Ziel ist im allgemeinen die Steigerung
der individuellen Abwehrleistung durch Immunmodulatoren
wie Zytokine resp. Interleukine, Interferone, Mistellektine, exogene
Peptide, Vitamine, Antioxydantien, Bakterienlysate.
Durch eine gezielte Anwendung solcher Präparate, bei vorheriger
Kontrolle des Immunsystems (mindestens Blutbild und
Lymphozytendifferenzierung) kann die Aktivierung der zytotoxischen T-Zellen und
der NK-Zellen erheblich beeinflußt werden.
Bisher ist die Methode der "lymphokinaktivierten Killerzellen"
(LAK-Zetten) am bekanntesten. Es werden aus dem Blut entnommene
NK-Zellen mit IL-2 aktiviert und dem Patienten, reinfundiert. Der
Erfolg dieser Methode hatte bisher noch nicht den erhofften Effekt.
Es ist noch viel Forschungsarbeit zur direkten Immuntherapie eines
Tumors erforderlich. Bisher können wir das Immunsystem, die
körpereigene Abwehrleistung stärken bzw. aktivieren und unterstützen,
können aber noch nicht die gezielte individuelle immunologische
Tumortherapie durchführen.
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Tagesrhythmik der NK-Zellen im peripheren Blut (nach Bieger)
Schematische Darstellung der NK-Zelle und ihre Interaktion mit einer
Targetzelle (Zielzelle).
Erkennung der Targetzelle über "killer cell inhibitory receptors" (KIR)
oder durch MHC (I) bzw. durch aberrante Peptide. Adhesionsmoleküle
verstärken den Kontakt zwischen NK-Zellen und Zielzellen und aktivieren
die Zytolyse. Bestimmte Rezeptoren (CD16, spez. IgG) vermitteln die
ADCC. Aktivierte NK-Zellen exprimieren Fas-Liganden (Fasi), der über die
Bindung an Fas (CD95) auf der Targetzelle Apoptose induziert. Die NK-
Zellen enthalten im Zytoplasma spez. Granula, die Perforin und Granzyme
und werden zu "large granulär lymphocytes" (LGL). Nach Bindung an
die Zielzelle wandern die Granula zur Bindungszone und fusionieren mit
der Zellmembran und setzen den Inhalt frei. Perforin bildet unter Ca2+_
Einfluss Polymere, die sich zu Poren in der Zellmembran der Targetzelle
formieren. Durch diese strömen Flüssigkeit (Schwellung, Nekrose) und
Granzyme ein. Die aktivierte NK-Zelle sezerniert weiterhin eine Vielzahl
effektorischer (γ-IFN, α-TNF, ß-TNF) und regulatorischer (IL-6, IL-1, IL-
2, GM-CSF, TGF-...) Zytokine. (nach Bieger, verändert)
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