Nachfolgend Informationen über grundsätzliche immunologische Diagnostikmethoden.

Grundsätzlich deshalb, da die Phagozytose als die unspezifische Abwehrreaktion besonders gg. Mikroorganismen oft den eigentlichen spezifischen Immunreaktionen der Lymphozyten vorausgeht. Gleichzeitig bestehen aber auch sehr enge Wechselbeziehungen zwischen der Phagozytose und der spezifischen Immunität. Beide Systeme und die dazugehörigen Mediatoren können aufgrund unterschiedlichster auslösender Faktoren gestört sein und manifeste Erkrankungen auslösen. Nach der Anamnese und dem klinischen Bild ist eine Erfassung des veränderten oder erkrankten Komplexes zur Diagnosefindung von außerordentlicher Wichtigkeit.

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Darstellung des Phagozytosevorgangs durch einen Makrophagen.
Es sind nicht selten geringe Veränderungen im Stoffwechsel bes. bei Kindern und älteren Erwachsenen die Voraussetzung für eine Störung in der Abwehrleistung. Defekte in der Abwehr sind in der Regel kombinierte Immundefekte. Die häufigsten Krankheitserreger sind Mikroorganismen, die sich intrazellulär vermehren und vor zytotoxischen Mechanismen geschützt sind. Dazu gehören Mykobakterien, Salmonellen, Listerien, Toxoplasmen, Pilze und besonders Viren. Die rezidivierenden Infektionen führen schließlich auch zu einer Entwicklungsstörung infolge chronischer Durchfälle und Malabsorptionsstörungen und können für das Auftreten von Autoimmunerkrankungen, Allergien und Lymphomen verantwortlich sein.

Nach Erkennung der Ursache kann die Therapie der Abwehrstörungen oft mit einfachen und sehr kostengünstigen Medikamenten, aber auch mit außerordentlich teuren Arzneimitteln behandelt werden.
Aufgrund meiner Erfahrungen, daß die immunol. Diagnostik und Therapie sehr nutzbringend für den Patienten in einer engen Zusammenarbeit zwischen behandelndem Arzt und Immunologen sein kann, schlage ich Ihnen vor, zu Beginn anhand bestimmter Fragestellungen gemeinsam die Diagnose und Therapie der infrage kommenden Patienten zu beraten.

Da wir bei vielen Untersuchungsmethoden von der Zeit der Blutentnahme und der Aufarbeitung abhängig sind, ist eine enge Kooperation besonders wichtig.

Unser Fachlabor hilft Ihnen bei der Diagnosefindung und der Therapieempfehlung Ihrer Patienten mit speziellen immunologischen Fragestellungen und berührt nicht die Labordiagnostik Ihres Einsendelabors.
Für weitere Informationen stehen Ihnen unsere INFO-MAPPE und unser Untersuchungsprogramm zur Verfügung.

bitte anfordern.


Laborinformation Nr. 12


Quantitative Bestimmung der Phagozytoseaktivität und Bakterizidie von Monozyten und Granulozyten in heparinisiertem Vollblut

Diagnostische Fragestellung: Grundsätzliche Indikation zur Bestimmung der Phagozytose-Aktivität sind Defektimmunopathien, Wundheilungsstörungen, Infektanfälligkeit bei Kindern und Erwachsenen, maligne und granulomatöse Erkrankungen.

Testprinzip: Der Test ermöglicht die quantitative Bestimmung der Leukozytenphagozytose in heparinisiertem Blut. Dabei wird der prozentuale Anteil der Monozyten und Granulozyten bestimmt, die grundsätzlich in der Lage sind zu phagozytieren (Aufnahme von einem oder mehreren Bakterien E.coli), und deren Phagozytoseaktivität (Anzahl der aufgenommenen Bakterien pro Zelle und Zeiteinheit).

Untersuchungsmethode: Durchflußzytometrie

Phagozytose - unspez. Immunabwehr

Neben der allg. angeborenen, unspezifischen Immunität (intakte Haut und Schleimhaut von Respirations-, Gastrointestinal- und Urogenitaltrakt, bakterizide Substanzen in Tränenfluß, Speichel u.a. Sekreten - sog. Barrierefünktionen) spielen als eigentliches unspezifisches Immunsystem zur Phagozytose fähige Zellen in der unspezifischen Abwehr eine außerordentliche Rolle. Defekte der unspezifischen Abwehr, insbesondere der Barrierefunktionen, sind im klinischen Alltag sehr häufig. So wird infolge eines Defektes des unspez. Immunsystems das spez. Immunsystem (humorales und zelluläres Immunsystem) stimuliert und Symptome der Entzündung treten auf.

Die Immunantwort ist jeweils von der Art des Keimes abhängig. Die natürliche Abwehrreaktion gegen z.B. grampositive und gramnegative Bakterien, sog. extrazelluläre Keime, ist hauptsächlich die Phagozytose. Die verantwortlichen Zellen sind neutrophile Granulozyten und Makrophagen.

Phagozytosestörungen:
Neutropenien und Störungen der Granulozytenfimktionen können midivierende Hauterkrankungen und/oder Bakteriämien mit eiterbildenden Bakterien und granmegativen Erregem verursachen. Neben Bestimmungen der Granulozytenzahl und der Morphologie sind bei Verdacht auf Störungen des unspez. Immunsystems Untersuchungen zur Phagozytose und Bakterizidie angezeigt. Eine Präleukose sollte ausgeschlossen sein.

Patienten mit Neutropenien oder Phagozytosestörungen zeigen oft typische Erkrankungen wie Furunkulose, Schweißdrüsenabszesse, Gingivitis, Otitis media, Pneumonien, Staphylokokken und gramnegative Keime (E.coli, Pseudomonas, Proteus usw. sind dabei die häufigsten Erreger).

Überempfindlichkeüsreaktionen vom verzögerten Typ (Reaktion ungefähr nach 48 Std.) werden durch Makrophagenaktivierungen eingeleitet, es erfolgt eine Exprimierung verschiedener Zytokine.

Patienten mit Asplenie, nach Splenektomie oder bei kongenitaler Asplenie (im Rahmen eines Ive- mark-Syndroms assoziiert mit angeborenem Herrfehler) sind besonders gefährdet für Septikämien mit Verbrauchskoagulopathie, bedingt durch Meningokokken oder Pneumokokken.

Sind rekurrente purulente Infektionen mit zusätzlichen Abszessen in viszeralen Organen (Leber, Lunge, ZNS) und Lymphknoten assoziiert, ist das klinische Bild hoch verdächtig auf eine sept. Granulomatose. Die typischen Erreger bei diesen Defekten sind best. Staphylokokken, gramn. Darmbakt., Asperg. spec. und Candida alb.

Phagaytosestörungen treten weiterhin durch Zytostatika, Bestrahlung, durch maligne Zellproliferation und bei HIV auf.

Defekte der Phagozytoseleistung können auf eine Beeinträchtigung der Opsonisierung mit Immunglobulinen oder Komplement beruhen. Angeborene Funktionsdefekte sind die Actin-Dysfunktion, Tuftsin-und Komplement C3bi-Rezeptor-Defiziens.

Verschiedene Immunmodulatoren (z.B. Interleukin-2, Interferon-G, Milchsäurebakterien, Echinaceae, Purpureae herba) können die Phagozytoseaktivität von Monozyten und Granulozyten steigern. Diese Effekte lassen sich nachweisen.

Präanalytik:
Untersuchungsmaterial: Heparinblut (Heparin, 50 E/ml) - Sarstett blaue Monovette

Zeit der Untersuchung: innerhalb von 24 Stunden nach der Blutentnahme

Aufbewahrung bei Zimmertemperatur

Einsendung per Post ist möglich, keinen Postversand am Freitag und vor Feiertagen.

Erforderliche Hinweise des Einsenders:
Bei der Prüfung von Arzneimitteln auf Steigerung der Phagozytoserate muß eine Zeitkinetik vorgenommen werden. Die Anforderung ist daher auf dem Überweisungsschein besonders zu fixieren.

Auswertung:
Ausgewertet wird der prozentuale Anteil der Granulozyten und Monozyten, die phagozytiert haben und deren mittlere Fluoreszensintensität sowie die durchschnittliche Anzahl der aufgenommenen Bakterien/Zelle bei 0° und 37° C.


Laborinfo Nr. 13

Phagozytose - Adhärenztest der Granulozyten in heparmisiertem Vollblut

Die Granulozyten und Makrophagen sind primäre Effektorzellen des nicht-antigenspezifischen angeborenen Abwehrsystems, das dem adaptiven Immunsystem (B- und T-Lymphozyten) in der Auseinandersetzung mit infektiösen Mikroorganismen vorgeschaltet ist. Die Phagozytose durch polymorphkernige Granulozyten und Monozyten ist einer der wichtigsten Abwehrmechanismen des Organismus gegen Bakterien- und Pilzinfektionen. Der Phagozytoseprozeß kann in 3 Hauptphasen eingeteilt werden:

  1. Chemotaxis
  2. Adhäsion (Anlagerung) von Mikroorganimen an die Zelloberfläche der Phagozyten
  3. Phagozytoseaktivität (Ingestion und Digestion) - Aufnahme und Verdauung bzw. Abkapselung bei unverdaulichem Material (oxydativer Burst)

Testanwendung: Infektabwehrschwäche Leukozytenahäsionsdefekt (LAD)
Bereits im Neugeborenenalter bestehen Hautinfektionen, verzögerte Nabel-schnurabstoßung, Gingivitis, Otitis media, langsame Wundheilung, Pneumonien.

Weiterführende Labordiagnostik:
Quantitative Bestimmung der Phagozytoseaktivität und Bakterizidie von Monozyten und Granulozyten in heparinisiertem Vollblut (s. Laborinformation 12 und Oxidativer Burst)

Testprinzip:
Mit dem Adhärenztest wird die Anlagerung von Reisstärkepartikeln an Granulozyten lichtmikroskopisch gemessen.

Auswertung:
200 neutrophile Granulozyten werden mikroskopisch auf Stärkekörmer ausgewertet. Die Anzahl der Stärkekörner pro Granulozyt wird erfaßt, addiert und daraus wird ein Index errechnet.

Normalwerte:
nach 5 Min. Inkubation, > 50% phagozytierende Zellen, Index = 90-120
nach 20 Min. Inkubation, > 83% phagozytierende Zellen, Index = 180 - 240
Gewertet wird die Adhäsion und der Index, es erfolgt eine pauschale Einschätzung der Adhäsion und auf Wunsch des Einsenders auch Therapievorschläge.

Untersuchungsmaterial: Heparin-Blut, Aufbewahrung bei Zimmertemperatur, Testausführung bis 24 Std. nach der Blutentnahme (günstiger nach unmittelbarer Blutentnahme)

Abrechnungsziffer EBM 4471

Bestimmung des oxidativen Burst von Leukozyten in heparinisiertem Vollblut

Der Test erfaßt die oxidativen Verdauungsleistungen der Phagozyten bei verschiedenen Krankheitszuständen und erlaubt die Beurteilung von Medikamenteneffekten auf die Phagozytose.

Testanwendung: Verminderte Burst- bzw.Phagozytoseleistungen wurden
1. bei angeborenen Defekten wie der chronischen granulomatösen Erkrankung (CGD), der „adhesive glycoprotein deficiency", dem „hyper-immunoglobulin E-recurrent infection syndrome" (HIE), der Chediak-Higashi disease (CHD), der „specific granule deficiency^ und bei der Myleoperoxidase Defizienz und
2. bei erworbenen Defekten wie bei Traumen, Diabetes, Nierenversagen, Alkoholismus und Infektionen nachgewiesen.

Bitte zu beachten: Immunmodulatoren wie -Granulozyten -Makrophagen -Koloniestimulierender Faktor (GM-CSF), Granulozyten-Koloniestimulierender Faktor (G-CSF), Tumor-Nekrosis-Faktor (TNF) u.a. haben einen nicht unerheblichen Effekt auf den oxidativen Burst.

Testprinzip: Der Test enthält ein nicht fluoreszentes Substrat, welches durch zelleigene Enzymsy steme und Superoxidationen zu einem fluoreszenten Produkt oxidiert wird. In der Zelle liegt das phagozytierte Agens (z.B. das Bakterium) nach der Phagocytose eingeschlossen von der Plasmamembran als Phagosom vor, welches sich durch Fusion mit Lysosomen zum sekundären Phagosom entwickelt. In den Phagosomen findet der Verdauungsvorgang mit Hilfe mehrerer Enzyme statt und der Verdauungsvorgang bewirkt mit zunehmender Inkubationsdauer (patientenabhängig) eine Zunahme der Fluoreszensintensität. Bereits in den primären Phagosomen findet als bakterizider Mechanismus eine Ansäuerung (pH-Optimunm für Enzyme) und eine enzymatische Oxidation statt (oxidativer Burst).

Untersuchungsmaterial: Heparinblut - Aufarbeitung muß innerhalb von 24 Stunden erfolgen. Das Untersuchungsmaterial kann mit der Post gesendet werden, keinen versandt am Freitag und am Tag vor den Feiertagen.

Die Phagozytose ist mit der anschließenden Verdauung ein mehrschrittiger und miltifaktorieller Prozeß.
Er wird daher unter kontrollierten Bedingungen durch getrennte Methoden geprüft.

  1. Adhäsions-Test
  2. Phagozytoseaktivität
  3. Oxydativer Burst s. o.

Erwartungswerte:
Bezogen auf%oxidierendemittlere Fluoreszenzintensität:
(10+10 min.Inkubation)Granulozvten(4 Dekaden, 1024 Kanäle)
Bakterien70-100 %80 - 300
fMLPl- 20%10 - 80
Präanalytik: Fehlermöglichkeiten bei der Blutentnahme sind:
- Anteil des Heparins zum Blut ist zu gering oder zu hoch. Die Probe sollte > 95 % vitale Zellen enthalten und vollständig antikoaguliert sein.
- Gerinnung des Blutes

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