Hefepilze im Darm -
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Wir finden diese Hefepilze in den verschiedensten Bereichen des
Organismus. Candida albicans hält sich hauptsächlich im
Oro-Gastrointestinaltrakt auf. Bei etwa
30% der Bevölkerung werden Candida-Hefen
im Oro-Gastrointestinaltrakt nachgewiesen.
Die Befallsstärke ist in der Regel gering und der alleinige
Nachweis von Candidaspezies ist nicht
unbedingt als pathologischer Befund zu bewerten. Die klinische
Symtomatik ist ausschlaggebend für
eine spezifische immunologische Diagnostik bzw. zur Erfassung einer
klinisch-pathologischen Candida-Infektion. Patienten mit
Immundefekten resp. Immunschwäche
bes. im Bereich der zellulären Abwehr, Immunschwäche
nach Streß (Burnout-S.
Fatigue-S.), Umweltbelastungen,
immunologischen Dysregulationen,
immun-pathogenen Erkrankungen wie
Überempfindlichkeitsreaktionen der
verschieden Typen, Autoimmunerkrankungen und nach Behandlungen mit
Antibiotika, Zytostatika
begünstigen die Ausbreitung und Vermehrung des Pilzes.
Die klinischen Symptome sind außerordentlich vielschichtig, es
bestehen vielfach Müdigkeit, Abgeschlagenheit,
zeitweise Diarrhöen, Nahrungsmittel-Überempfindlichkeiten,
Gelenkbeschwerden, Oberbauchbeschwerden, Beschwerden ähnlich dem
rheumatischen Formkreisen u.a.
Unter den o.g. Bedingungen ist Candida
alb. nach Adhäsion mit den Zellen der Darmschleimhaut in der
Lage eine Reaktionskaskade ablaufen zu lassen und das immunologische
Gleichgewicht bes. der TH1 /TH2-Lymphozyten
zu seinen Gunsten zu verschieben. Candida alb. kann die
immunologischen Reaktionen so modulieren, dass
letztendlich die Abwehrlage des Patienten reduziert wird.
Es ist
grundsätzlich davon auszugehen, dass die Pathogenese
der intestinalen Sprosspilzbesiedlung
entscheidend von einer funktionsfähigen Immunabwehr des
besiedelten Organismus abhängig ist.
Zur Beurteilung der klinischen Relevanz reicht die quantitative
Bestimmung der Candidakolonien
in den Stuhlproben nicht aus. Erst immunologische Parameter
zur Erfassung der Funktionsfähigkeit des Immunsystems
objektivieren beim Patienten den tatsächlichen
Krankheitszustand. Eine aussagekräftige
Untersuchung des Immunstatus im Rahmen eines intestinalen
Candidabefalles muß humorale wie
zellulären immunologische Tests einschließen, da alle
Immunmechanismen in die Wechselbeziehungen zwischen Sproßpilzen
und dem Wirtsorganismus integriert sind.
Auf humoraler Ebene
sezerniert das darmassoziierte
Immunsystem, dass in der Lamina propria
zu finden ist, neben IgG und IgM
besonders Antikörper der Klasse A. Eine optimale
funktionsfähige Immunantwort regelt die T-B-Zellkooperation
und es kommt nicht zum Krankheitsbild der Sproßpilzinfektion.
Die immunologische Wechselwirkung beginnt in der Mukosa
mit der Antigenaufnahme der
Stoffwechselprodukte der Pilze resp. deren Myzelien oder
Pseudomyzelien durch spezialisierte M-Zellen
und Makrophagen. Danach erfolgt
eine Antigenpräsentation gegenüber
den nativen T-Helfer-Zellen
(CD4-Zellen) die über Zytokine
die benachbarten B-Lymphozyten
aktivieren. Über die immunologische Kaskade werden vielfach
Immunzellen zur Aktivierung und zur Synthese von Antikörpern und
Zytokinen angeregt; denn zwischen den
verschiedenen Immunzellen findet ein enger Informationsaustausch
statt. So bestehen Vernetzungen zwischen immunkompetenten Zellen des
Darmes und den Alveolarmakrophagen,
diese wiederum
kommunizieren mit Milzmakrophagen usw.
So ist es nicht verwunderlich, dass
eine Candida-Infektion Auswirkungen
auf die Immunreaktionen im gesamten Organismus hat. Bei
diesen Reaktionen spielt die Anzahl der Candida-Keimzahlen
im Stuhl keine Rolle. Ausschlaggebend ist das reagierende
Immunsystem des jeweiligen Organismus.
Bekannt sind enge Verbindungen zwischen Candida-Infektionen
und Allergien sowie Hautreaktionen. Über die o.g. Candida
induzierten Immunreaktionen im Darm auf die TI-12-Zellen,
gewinnen diese die Oberhand über den Gegenspieler, die
THI-Zellen. Diese Reaktionen haben zur
Folge, dass das von den TH2-Zellen
produzierte Interleukin- 4 (IL-4)
in relativ hoher Dosierung freigesetzt wird und die Synthese des
Interferon-7 (IFN-7 )
welches vor allem von THI-Zellen synthetisiert wird, drosselt.
Weiterhin stimuliert IL-4 die Differenzierung von B-Lymphozyten
in IgE-produzierenden Plasmazellen.
Die Reduktion von IFN-7 hat zur
Folge, dass Makrophagen und andere
Phagozyten in ihrer Aktivität
gehemmt werden. Auf diese Weise können sich u.a.
Krankheitserreger ausbreiten und das Immunsystem unterlaufen.
Durch die vermehrte Freisetzung von IgE,
die gegen bestimmte Antigene, so auch gegen Candida-Antigene
gerichtet sind, werden Mastzellen sensibilisiert.
Es können nach Degranulation der Mastzellen verschiedene
Mediatoren u.a. Histamin
freigesetzt werden. Es kommt zu einer allergischen Reaktion vom
E-Typ oder G-Typ.
In der Sproßpilzdiagnostik spielen die Bestimmungen der
Antikörper der Klassen G, A und M eine wesentliche Rolle.
Werden keine Antikörper gebildet, so kann davon
ausgegangen werden, dass keine Immunantwort besteht, auch
bei bestehender Besiedlung des Darmes. Erst nach Verlassen des
Darmlumens, wenn der Pilz in die Darmwand eindringt, kommt es zu
Kontakten mit dem Immunsystem und zur Immunantwort.
Der Nachweis
der verschiedenen Antikörperklassen gibt Aufschluß
über den Verlauf der Infektion. Deutlich erhöhte
Antikörper der Klasse M bei gleichzeitig niedrigen IgG-Titern
belegen eine akute Infektion. Antikörper der Klasse IgA
(ohne IgM) weisen auf eine
Langzeitinfektion hin. Die Titerhöhe der IgG
sind ausschlaggebend für eine bestehende aktive
Immunantwort oder auch bei geringen Titern für das
„Unterlaufen" der humoralen Immunantwort. In diesen
Fällen ist eine Differenzierung des T-Helfer-Subset,
der TH1- und TH2-Zellen unbedingt
angebracht.
Zur weiteren Diagnostik ist der Nachweis unspez.
Antigene anderer Hefepilze mit Hilfe der Immunhämagglutination
außerordentlich sinnvoll. Dieser Test erfaßt aufgrund
der Antigengemeinsamkeiten
gleichzeitig Anitkörper gegen
C. albicans, C.
tropicalis u.a. Die angebotenen
immunologischen Tests der verschiedenen Firmen unterscheiden
sich in der Spezifität und
Sensitivität z.T. ganz erheblich.
Die ermittelten Werte müssen mit der Klinik in
Übereinstimmung gebracht werden und die Laboratorien sind
für ihre Testergebnisse mit verantwortlich.
Wie oben dargestellt wurde, erhöht die Dysregulation
des Immunsystems eine klinisch/pathologisch relevante
Manifestation einer Candida-Infektion
und aus diesem Grunde sollte neben einer möglichen
antimykotischen Therapie (die lediglich
die Keimlast reduziert) unbedingt eine Stabilisierung der
Immunitätslage durch eine Immuntherapie vorgenommen
werden. Voraussetzung jedweder Immuntherapie ist das
Wissen über die Art der Immunreduktion. Durch eine gezielte
kombinierte Therapie (Mykosebehandlung, Immuntherapie,
Allergiebehandlung) kann eine langfristige Behandlung der
Candida-Infektionen vorgenommen werden.
Aspergillus fumigatus auf Kimmig-Agar |
Konidien Aspergillus-niger auf Kimmig-Agar |
Pseudomyzel von Candida albicans |